Theaterbesuch: “Tschick”

Erstellt am: 08.02.2017

Am 26.01.2017 fuhren die Klassen 9b und 9c mit Frau Laschitza, Frau Weißmann und einer gehörigen Portion Spannung und Vorfreude ins Junge Staatstheater Karlsruhe. Nachdem wir den Roman „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf im Deutschunterricht thematisiert hatten, bot sich der Besuch der Theaterversion dieser fast schon klassischen Schullektüre natürlich an.

Doch bevor ihr Genaueres über die Fahrt erfahrt, erst mal ein paar grobe Eckdaten zum Roman „Tschick“:

Eine Geschichte über eine besondere Freundschaft und die erste Liebe

Maik Klingenberg ist ein 14-jähriger Junge aus einer bürgerlichen Familie, die nicht ganz so „normal“ ist: Seine Mutter ist Alkoholikerin und fährt deshalb häufiger in eine Entzugsklinik – genannt die „Schönheitsfarm“. Sein Vater hat eine Affäre mit seiner Sekretärin. Eines Tages kommt ein neuer Schüler mit Namen Andrej Tschichatschow in Maiks Klasse. Er wird nur „Tschick“ genannt und kommt aus einer Familie russischer Spätaussiedler. Er ist ziemlich „heruntergekommen“; statt eines Schulranzens trägt er seine Schulbücher in einer Plastiktüte mit sich herum, er kommt immer in denselben Klamotten in die Schule und oft ist er ziemlich betrunken. Die beiden machen sich in einem wohl von Tschick geklauten Auto auf eine spannende Reise, bei der sie auf ganz unterschiedliche Charaktere treffen. Unter anderem auch auf Isa Schmidt, die anscheinend auf einer Müllhalde lebt und wahrscheinlich von Zuhause weggelaufen ist. Die drei, deren große Gemeinsamkeit darin besteht, dass ihre Familien alle nicht ganz „normal“ zu sein scheinen, fahren gemeinsam weiter und befreunden sich. Ihre Reise endet durch zwei Unfälle und einer tragischen Gerichtsverhandlung, welche die Freunde auseinander zu reißen droht.

Wie kriegt man aber das alles auf die Bühne?

In der Schule hatten wir uns schon gefragt, wie das Bühnenbild wohl aussehen würde. Wir waren auch reichlich überrascht, als wir dieses zu sehen bekamen. Es sah, nun ja, etwas karg aus; es standen dutzende Wäschewannen und Eimer in der linken Hälfte (dies soll den Swimming-Pool der Familie Klingenberg darstellen), in der rechten schwang sich eine große, grellgelbe Rutsche durch den komplett schwarzen Raum (Autoersatz).

Reichlich ungewöhnlich, mindestens genauso ungewöhnlich wie das Bühnenbild, war aber auch der Anfang des Stücks: ein junger Mann, der sich später als Maik Klingenberg herausstellte, stand mit einem Wasserschlauch auf der Bühne und spritzte gestenreich, teilweise durchaus vulgär, passend zur im Hintergrund laufenden Rock-Musik in die Wannen. Als die Musik stoppte, kam der schüchterne, ängstliche Maik zum Vorschein. Er erzählte uns, was alles in seinem Leben bisher passiert war. Bald trat ein Lehrer von Maik auf, er brüllte das Mädchen (eine ganz normale, sichtlich überraschte Zuschauerin wurde also plötzlich zur Darstellerin im Theaterstück) an, neben das sich Maik vor Schreck gerettet hatte. Nicht nur das überraschte uns Zuschauer, sondern auch die Videosequenzen, die per Beamer an die Wand projiziert wurden. Da galt es erst einmal eine Verbindung zwischen dem Film und dem eigentlichen Stück herzustellen.

Die Schauspieler überzeugten uns, sodass man sofort mitgerissen und in das Geschehen mit einbezogen war.

Das gesamte Stück war, wie das zugrunde liegende Buch, hemmungslos ehrlich gestaltet worden; nicht gerade wenige Schimpfworte kamen zum Einsatz.

Es musste einiges weggelassen werden, was einerseits schade war, andererseits aber auch verständlich, weil es sonst den Zeitrahmen und die Machbarkeit gesprengt hätte.

Wir waren beeindruckt, wie man etwas, das man eigentlich nicht auf die Bühne bringen kann (wie zum Beispiel den Roadtrip), mit wenig Aufwand und großer Wirkung eben doch auf die Bühne bringen kann (Das Auto wurde kurzerhand durch die Rutsche ersetzt).

Immer wieder wurde es lustig, wenn eine etwas überspitzt dargestellte Person auftrat, wie zum Beispiel die „wunderhübsche“ Tatjana. Auch die Interpretation der immer wieder passend eingespielten Musik sorgte für Lacher oder kleine Aufschreie, wenn mit dem Wasserschlauch ins Publikum gespritzt wurde.

Durch das ganze Stück zogen sich zwei Motive, die im Buch nicht so stark betont wurden; das eine ist der Wasserschlauch, der in jeder Szene irgendwie zum Einsatz kam, das anderer Motiv war das Spiel mit laut und leise, ruhig und aufgewühlt, das durch introvertierte oder extrovertierte Figuren zum Ausdruck kam.

Mein Fazit für diesen Theaterbesuch: das Stück war absolut sehenswert! Und das Buch ist auch auf jeden Fall lesenswert!

OWG Dahn