„Arsen und Spitzenhäubchen“
Die Theater-AG des Dahner Otfried-von-Weißenburg-Gymnasiums begeistert mit der Komödie „Arsen und Spitzenhäubchen“
Im wahrsten Sinne des Wortes einen Mordsspaß hatte am Samstag das Publikum im Otfried-von-Weißenburg-Theater in Dahn bei der Premiere von „Arsen und Spitzenhäubchen“, das die Theater-AG des Gymnasiums unter der Leitung von Stefan Waechter einstudiert hatte. Es ist halt immer ein besonderes Vergnügen, wenn zwei liebenswerte alte Damen mehr als nur eine Leiche im Keller haben.
Mortimer Brewster, der in Dahn von Manuel Muth am Rande des Nervenzusammenbruchs gestaltet wird, ist Theaterkritiker und wird gleich die Pfarrerstochter Elaine Harper – Alena Nikolaus gibt höchst glaubwürdig die verprellte Zicke – heiraten. Er ist zudem der Neffe der beiden reizenden alten Damen Abby und Martha Brewster – in Dahn wundervoll tüttelig von Luca-Maria Stephan und Carolin Burkhart gespielt -, die in ihrem Haus in Brooklyn Mal um Mal ihre Untermieter, allesamt alte einsame Männer, mithilfe von Arsen, Strychnin und Zyankali ums Leben und näher zu Gott bringen.
Der Reiz des Stücks, das bereits vor der Verfilmung 1944 mit Cary Grant ein fulminanter Broadway-Erfolg für den Autor Joseph Kesselring war, lag für die Zeitgenossen wohl auch darin, dass es direkten Bezug auf reale Personen der Zeitgeschichte genommen hat. Der meschuggene Teddy Brewster –, die wohl dankbarste Rolle im Stück und herrlich dargestellt von Jannic „Attacke“ Stoffel – hält sich für den amerikanischen Präsidenten Teddy Roosevelt, der die Gemeuchelten als vermeintliche Opfer einer Gelbfieber-Epidemie in seinem persönlichen Panama-Kanal im Keller vergräbt. Als schließlich auch noch Jonathan Brewster – richtig gruselig gemimt von Philip Schwinghammer –, ein weiterer Neffe der alten Damen und dazu ein durchgeknallter Serienkiller, auftaucht, gibt es eine Leiche zu viel und die Ereignisse überschlagen sich.
Neben allen Meriten des Stücks, dem erkennbar beachtlichen schauspielerischen Talent, das alle Beteiligten an den Tag legten, hat die Theater-Kompanie des Otfried-von-Weißenburg-Gymnasiums noch einige zusätzliche hintergründige Gags eingebaut, die die Schraube des Wahnsinns noch ein bisschen weiter anziehen.
Frankenstein-Darsteller Boris Karloff war nicht nur Finanzier des originalen Theaterstücks, er hat sich auch ins Stück hineinschreiben lassen. In der deutschen Fassung wird Jonathan Brewster immer wieder mit Frankenstein verglichen, tatsächlich ist Philip Schwinghammer, ein Gag im Gag, aber wie der „Joker“ im Batman-Film „The Dark Knight“ geschminkt. Hinzu kommt, dass die meisten Rollen als Hosen-Rollen mit Mädchen besetzt sind: Anne Burkhart spielt den furchtbaren Chirurgen Dr. Einstein, Helena Kiefer den Pfarrer Dr. Harper, Jessica Ruland, Muriel Zobeley, Lea Bold und Helena Kiefer geben die nicht allzu hellen Polizisten Klein. Brophy, O’Hara und Leutnant Rooney, . Lilly Hübsch schlüpft gar in zwei Rollen und ist als Mr. Gibbs und Mr. Witherspoon zu sehen.
Herrlich mit anzusehen ist, wie die Truppe mit geradezu lässiger Kaltschnäuzigkeit in den liebevoll ausgestatteten Kulissen agiert. Allein schon das Spiel mit dem prähistorischen Wählscheiben-Telefon verdient eine besondere Erwähnung. Gute Arbeit ist auch den für Bühne und Requisite zuständigen Florian DietI und Johannes Schneider zu attestieren. Fehlerlos an der Technik waren Christian Burkhart und wieder Florian Dietl. Torsten Woll war ein zuverlässiger Souffleur.
Die Dahner Theater-Kompanie hat die überdrehte Komödie mit tiefschwarzem, beinahe britischem Humor mit Verve, Tempo und unbändiger Lust am Spielen über die Rampe gebracht. Am Ende gab es verdienten und lang anhaltenden Beifall im gut besuchten OWG-Theater.
Fred G. Schütz (Die Rheinpfalz)