“Hexenjagd”
Schüler des Dahner Otfried-von-Weißenburg-Gymnasiums spielen Arthus Millers „Hexenjagd”
Auch bei der zweiten Aufführung von Arthur Millers Drama „Hexenjagd” durch die Theater-AG des Otfried-von-Weißenburg-Gymnasiums kamen am Samstag deutlich mehr Besucher als zur diesjährigen Eröffnung der „Dahner Sommerspiele”. Die Aula des Schulzentrums war also sehr gut besetzt.
Das ist sicher ein Zeichen dafür, dass die Theaterarbeit der Schüler beim Publikum geschätzt wird. Andererseits ist „Hexenjagd” aber auch ein Stück, das Millen zwar schon Anfang der 5oer Jahre geschrieben hat, dessen Aussage aber wohl so lange Gültigkeit besitzen wird, bis sich die Menschen darauf besinnen, dass wie auch immer geartete Hexenjagden zu den großen Scheußlichkeiten dieser Welt gehören.
Kein Wunder also, dass die Schüler der Theater-AG mit großer Begeisterung dabei waren, galt es doch, Millers Geschichte, die sich auf Ereignisse im 17. Jahrhundert stützt, so intensiv wie möglich umzusetzen. Die Historie aus dem streng puritanischen Salem diente Millen dazu, die damals gerade laufende Hetzjagd der McCarthy-Ara anzuprangern. Ähnlichkeiten zwischen der Hysterie im puritanischen Amerika und der Kommunistenhatz in den 5oer Jahren sind also gewollt.
Und so folgen in Salem dem „Hexentanz” der jungen Mädchen die üblichen Denunziationen. Statt mit der Hysterie der jungen Mädchen Betty Parris und Abigail Williams mit Bedacht und Erfahrung umzugehen, verfällt die Stadt in einen Hexenwahn – geschürt durch den Klerus. Und wie bei McCarthy hält sich auch hier die Judikative nicht zurück.
Die Dahner Inszenierung gefällt. Den „Hexentanz” gleich zu Beginn hat Regisseur Stefan Waechter effektvoll beleuchtet – alles in Rot getaucht. Im Stück beobachtet ausgerechnet der Pastor das „höllische” Treiben seiner Tochter und Nichte. Und bei solchen Puritanern reicht der nächtliche Tanz – ein Mädchen ist auch noch leicht bekleidet – zusammen mit der Geisterbeschwörung der Sklavin Tituba, die eigentlich nichts anderes tut als ihre Art von Religionsritus auszuführen, schon aus, um eine Verbindung mit dem Teufel herzustellen. Und da kümmert es keinen, dass Betty nach dem vom Vater entdeckten Geschehen eher mit psychischen Problemen kämpft. Jetzt kommen der Teufel und die Hexen ins Spiel.
Alle Darsteller bemühen sich sehr, die Charaktere ihrer Rollen herauszuarbeiten. Und das gelingt glaubhaft. Gerade die zwei Mädchen – Eve Ruppert spielt Betty und Marion Walter/ Regina Grunwald spielen Abigail – können überzeugen. Aber auch die anderen Rollen wurden passend besetzt. Jörn Stoeckel verkörpert den Pastor Samuel Parris, der vor allem Angst hat, seinen Job zu verlieren. Pastor John Hale wird gespielt von Dennis Buttell. Wie einige andere Mitspieler besucht er die neunte Klasse und gilt im Ensemble als hoffnungsvoller Nachwuchs-Schauspieler. Mit dabei war auch eine ganze Reihe von Abiturienten aus dem laufenden Jahr. Gerade vor diesem Hintergrund ist das Engagement für das Theaterspiel doppelt positiv zu bewerten. Probearbeit neben dem Abitur – dass muss man erst einmal leisten können.
Hans Scharf (Die Rheinpfalz)