“Der Revisor”
Das war eine amüsante Aufführung: Die Theater-AG des Dahner Otfried-von-Weißenburg-Gymnasiums gab am Freitagabend Nikolai Gogols „Der Revisor“ in leicht veränderter Fassung und hinterließ ein restlos begeistertes Publikum. Die zeitlose Satire auf gesellschaftliche Verhältnisse, die nicht zuletzt durch Korruption aufrechterhalten werden, hat ihre Wirkung nicht verfehlt.
Der witzige Plot der Geschichte lässt sich knapp zusammenfassen: In der kleinen Stadt hat so ziemlich jeder der Beamten Dreck am Stecken. Und ein Gerücht bringt ganz plötzlich gehörige Unruhe in die Stadt: Ein Revisor aus St. Petersburg sei unterwegs, um nach dem Rechten zu schauen. Doch – und gerade das befeuert die Komik im Stück – die reichlich beunruhigten Honoratioren gehen einem mittellosen Schwindler und Zechpreller auf den Leim. Denn der vermeintliche Prüfer der Finanzen ist in Wirklichkeit nur ein armer Beamter (Philip Schwinghammer), der sich im Wirtshaus einquartiert hat und nicht mal über genug Barmittel verfügt, seine Rechnung zu begleichen. Verloren hat er das Geld beim Spielen; jetzt serviert ihm der Wirt nur noch Suppe und zähes Fleisch.
Doch das wird sich auf wundersame Weise ändern. Denn die korrupte Bande im Ort hält ihn ausgerechnet für den Revisor, der ihr in die Karten schauen könnte. Urkomisch: Die Szene, als der Bürgermeister (Jannic Stoffel) mit dem Polizeichef (Fabian Grüny) im Gasthaus erscheint. Der Zechpreller sieht sich schon im Gefängnis, riecht aber schnell den Braten, als ihn der Bürgermeister in ein angemessenes Quartier bittet. Ab jetzt beginnt für den Beamten das pralle Leben, denn alle wollen nur sein (und ihr) Bestes. Und so wird der .zum Revisor „beförderte“ Hallodri zum angesehenen Staatsbeamten, der sich dann sogar mit seinen vermeintlichen privaten Kontakten zum Zar schmückt. Auch das macht nachhaltigen Eindruck. Und der eifrige Bürgermeister lädt ihn ein, das örtliche Krankenhaus, die Schule und sogar das Gefängnis zu besuchen. Dass es im Krankenhaus dreckige Nachttopfe und Nachthemden gab, wird gleich abgestellt; auch durch Rauchen verqualmte Krankenzimmer soll es ja nicht geben. Dreckige Straßen und hungernde Häftlinge darf es nicht mehr geben, und der stotternde Schulrat (Senan Poobala-singam mit umwerfender Komik) muss seine Lehrer dazu anhalten, beim Thema „Alexander der Große“ nicht mit Stühlen um sich zu schmeißen. Der Bürgermeister befiehlt den Beginn von Straßenarbeiten und wünscht insgesamt keine Unzufriedenheit.
Und auch die holde Weiblichkeit findet einen solch hohen Beamten begehrenswert. Bei der Frau des Bürgermeisters (Christina Müller bzw. Carolin Burkhart) und deren Tochter (Luisa Ehrstein bzw. Anne Burkhart) ist er sogleich Hahn im Korb. Und der Hochstapler – wieder mal mit Wodka abgefüllt – schwingt sich sogar zum Schriftsteller auf. „Ich lebe nur für die Literatur“, prahlt er. Sogar „Der Mantel“ habe er geschrieben. Der Einwand, das Stück sei doch von Gogol, kontert er so: „Es gibt mehrere Mäntel.“ Besoffen steigt der Hochstapler auf einen Tisch, lallt und fällt herunter. Dennoch schwärmen die Damen: „So ein reizender Mann.“
Mit der Aufführung ist der Theater-AG ein großer Wurf gelungen, gerade auch, weil sich die Darsteller mit ihren Rollen identifizieren und Talent zum komischen Übertreiben zeigen. Damit wirken die korrupten Typen krass und lächerlich und dass der verkommene Haufen V\/ichtigtuer ausgerechnet einem gewieften Hochstapler auf den Leim gehen, bereitet dem Publikum einen Mordsspaß. Die Gesamtleitung hatte Stefan Waechter – und der darf sich auf die neue Woche freuen. Heute Abend (Beginn: 20 Uhr, Eintritt frei) wird das Stück beim 31. Landesschultheatertreffen aufgeführt. Hier ist die Theater-AG gastgebende Gruppe.
(Die Rheinpfalz)